- Orchoninschriften
- Orchọn|inschriften,zusammenfassende Bezeichnung für Inschriften (in der nördlichen Mongolei, an den Flüssen Orchon, Ongin, Selenga, Ob, Jenissej und Talas), Felszeichnungen mit Beischriften (in Tannu-Tuwa und an der oberen Lena) und ein Schamanenbuch sowie weitere Manuskripte (in Turfan) in alttürkischen Runen aus dem 7. und 8. Jahrhundert Bekannt sind fünf Orchoninschriften: Kül Tigin, Bilgä Kagan, Tonjukuk, Ischbara Tarkan und Küli Tschor. Sie berichten im ältesten bekannten Türkisch über Kriegstaten der Herrscher und Verwalter des Reiches der Köktürken durch Khane und Minister. Die Orchoninschriften wurden 1893 von dem Dänen Vilhelm Thomsen (* 1842, ✝ 1927) entziffert.Ähnliche Runen kommen auch auf den Goldfunden aus Nagyszentmiklós (1799), den protobulgarischen Inschriften (9. Jahrhundert) sowie in verschiedenen weiteren neuerdings in Südosteuropa gefundenen Inschriften vor.Die Schriftrichtung der Orchoninschriften verläuft von oben nach unten und von rechts nach links. Die Schrift wurde aus einem Alphabet des nordaramäischen Typs umgeschaffen. Neu ist u. a. eine Anzahl als Silbenzeichen funktionierender und zum Ausdruck der alttürkischen Lautharmonie geeigneter Konsonantendubletten zum Teil bildhaften Ursprungs.W. Radloff: Die alttürk. Inschriften der Mongolei, 3 Tle. (St. Petersburg 1894-99, Nachdr. 1987, 2 Bde.);V. Thomsen: Turcica (ebd. 1916);Philologiae Turcicae fundamenta, hg. v. J. Deny u. a., 2 Bde. (1959-64);T. Tekin: A grammar of Orkhon Turkic (Bloomington, Ind., 1968);A. von Gabain: Alttürk. Gramm. (31974);A. Róna-Tas: An introduction to turkology (Szeged 1991).
Universal-Lexikon. 2012.